Zum Hauptinhalt springen

Emanuel Lasker

Schachspieler

geboren am 24. Dezember 1868 in Berlinchen (Pommern) – gestorben am 11. Januar 1941 in New York 

  • Schach-Weltmeister 1894–1921

Für viele Schachfreunde ist Emanuel Lasker bis heute der größte Spieler aller Zeiten. Das spätere Schachgenie wird 1868 im heute zu Polen gehörenden Berlinchen geboren. Lasker stammt aus kleinen Verhältnissen, sein Vater ist Kantor und Prediger in der kleinen örtlichen Synagogengemeinde. Das Schachspiel lernt Emanuel als 12-Jähriger von seinem Bruder Bertold.

Dank seinem überragenden Talent gelingt Lasker in den frühen 1890er Jahren ein rasanter Aufstieg: Nach ersten Achtungserfolgen bei Turnieren in Breslau und Amsterdam gewinnt er 1894, mit gerade einmal 25 Jahren, die Weltmeisterschaft gegen den bisherigen Titelträger den aus Österreich stammenden US-Amerikaner Wilhelm Steinitz. 

Dieser Sieg markiert den Auftakt einer bis heute einzigartigen Ära: Über 27 Jahre – so lange wie niemand vor und niemand nach ihm – verteidigt er die WM-Krone. Laskers undogmatischer Stil, der sich flexibel auf die jeweiligen Schwächen seiner Gegner einstellt, lässt ganze Generationen von Schachmeistern verzweifeln. Erst 1921 gelingt dem Kubaner José Raúl Capablanca nach einer Serie aus 14 Partien in Havanna, wo Lasker unter dem tropischen Klima leidet, die Wachablösung auf dem Schachthron.

Schach ist für Emanuel Lasker vor allem ein Beruf. Seine Interessen reichen weit über das Brett mit den 64 Feldern hinaus: Bereits 1900 promoviert er als Mathematiker, später verfasst er philosophische und sozialwissenschaftliche Abhandlungen und betätigt sich als Erfinder. Lasker hofft lange, Professor an einer deutschen Universität zu werden, doch die Juden diskriminierende Praxis der Berufungsverfahren verhindert dies.

Bis 1933 gehört Lasker zu den führenden Intellektuellen in Berlin. Zu seinem Freundeskreis zählen die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler, die mit seinem Bruder Bertold verheiratet ist, der Schauspieler Fritz Kortner und der Physiker Albert Einstein. Mit dem Nobelpreisträger unternimmt Lasker lange Spaziergänge, auf denen sich die beiden über viele akademische Fragen austauschen. Einstein beschreibt seinen Freund später als „einen der stärksten Geister, denen ich auf meinem Lebensweg begegnet bin.“

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten wird auch für Emanuel Lasker zur entscheidenden Lebenszäsur: Bereits 1933 flüchtet er in die Niederlande, von dort geht es über Großbritannien in die Sowjetunion. Lasker hat bereits öffentlich seinen Abschied aus der Schachwelt verkündet. Nun muss er noch einmal in den Sport zurückkehren, um sich und seiner Frau Marta den Lebensstandard zu sichern. Mehrere Turniersiege zeigen, dass er weiterhin zu den besten Schachspielern der Welt zählt.

1937, in der Hochphase der stalinistischen Säuberungen, beschließen die Laskers, von einer Reise in die USA nicht mehr nach Moskau zurückzukehren. Gesundheitlich geschwächt und verarmt verbringt Emanuel Lasker entbehrungsreiche letzte Jahre in New York, wo er 1941 im Alter von 72 Jahren stirbt.

Henry Wahlig