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Julius und Hermann Baruch

Ringer und Gewichtheber

Hermann Baruch: 

geboren am 3. November 1894 in Kreuznach – ermordet 1942 im KZ Auschwitz

  • Europameister im Ringen 1924 (Leichtgewicht)
  • Deutscher Mannschaftsmeister im Ringen mit dem ASV 03 Bad Kreuznach 1925 und 1928

Julius Baruch: 

geboren am 7. September 1892 in Gemünden – ermordet im April 1945 im KZ Buchenwald

  • Europameister im Gewichtheben 1924
  • Vize-Europameister im Ringen 1924 (Leicht-Mittelgewicht)
  • Deutscher Mannschaftsmeister im Ringen mit dem ASV 03 Bad Kreuznach 1925

Als Hermann und Julius Baruch 1924 als Europameister in ihre Heimatstadt zurückkehren, bereitet ihnen Bad Kreuznach einen begeisterten Empfang. Dass die Baruchs ihre jüdische Religion im Privaten praktizieren, schließt die vollständige Integration der Familie in das städtische Leben nicht aus. Durch ihr Engagement für den ASV 03 Bad Kreuznach sind die Brüder stadtbekannt und beliebt. Sie erringen in den 1920er Jahren für ihren Verein eine ganze Reihe von nationalen und internationalen Medaillen im Ringen und im Gewichtheben. Mit der Mannschaft des ASV werden sie 1925 Deutsche Mannschaftsmeister im Ringen. Julius zieht sich danach langsam aus dem Leistungssport zurück und betreut als Trainer zahlreiche Nachwuchsringer. Drei seiner Schützlinge werden später Deutsche Meister. Sein Bruder Hermann erringt mit der Mannschaft 1928 erneut den Meistertitel.

Hermann hat den Beruf eines Polsterers und Tapezierers erlernt. Er macht sich in Bad Kreuznach selbständig, die Geschäfte gehen gut. Sein Bruder Julius wird in Frankfurt am Main zum Buchdrucker ausgebildet, findet in Kreuznach aber keine Anstellung und betreibt deshalb ein Taxiunternehmen nebst Autovermietung. Diesen erfolgreichen Jahren in der Weimarer Zeit, in denen sich beide eine bürgerliche Existenz aufbauen, folgt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein gravierender Einschnitt.

1933 wird Julius in seinem Verein verboten, als Trainer zu arbeiten. Der organisierte Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 trifft auch die Baruchs und erschwert ihnen in der Folge das wirtschaftliche Überleben. Hermann stellt als Polsterer zusammen mit einem nichtjüdischen Deutschen ab 1937 Möbel mit Geheimfächern her. Seine Kunden sind Flüchtlinge, die vom NS-Regime systematisch enteignet werden. Sie versuchen, wenigstens einen Teil ihrer Wertgegenstände in die neue Heimat zu retten. Als die Verstecke entdeckt werden, flieht Hermann Baruch 1938 nach Belgien. Hier wird er nach der deutschen Besetzung verhaftet, 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Julius, der Ende der 1920er Jahre die Nicht-Jüdin Klara Pfeiffer geheiratet hat, bleibt trotz der wachsenden Anfeindungen und Übergriffe in Kreuznach. Im November 1938 wird er verhaftet und zu einer neunmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Man zieht ihn wegen der von seinem Bruder in Möbel eingebauten Geheimfächer zur Rechenschaft. Eine Auswanderung ist zu diesem Zeitpunkt nicht zuletzt aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich. Ab 1941 werden die jüdischen Deutschen vom NS-Regime deportiert und ermordet. Von den Deportationen wird Julius Baruch mehrmals zurückgestellt, vermutlich aufgrund seiner Popularität als Sportler. Im Februar 1945 wird er in das KZ Buchenwald deportiert und dort kurz vor der Befreiung des Lagers ermordet.

Heute ehrt die Stadt Bad Kreuznach die beiden Ausnahmesportler mit einer Straßenbenennung: Seit 1996 gibt es die Gebrüder-Baruch-Straße. An der Stelle des ehemaligen Wohnhauses erinnert eine Gedenktafel an ihr Leben.

Berno Bahro

 

Weiterführende Literatur

Zehmer, Kerstin: Julius und Hermann Baruch – zwischen Ruhm und Verfolgung, in: Stadt Bad Kreuznach (Hg.): Das Kreuznacher Sportbuch – Triumphe, Jubel & Rekorde, Bad Kreuznach 2006, S. 194–206.

Zehmer, Kerstin: Zwischen Ruhm und Verfolgung – Hermann und Julius Baruch, zwei jüdische Sportler aus Bad Kreuznach, in: Sachor. Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz (1999) 1, S. 43–49.

http://www.baruch-archiv.de/